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Jonah Tolchin: Thousand Mile Night (Review)

Artist:

Jonah Tolchin

Jonah Tolchin: Thousand Mile Night
Album:

Thousand Mile Night

Medium: CD
Stil:

Americana

Label: Yep Roc / H'art
Spieldauer: 35:10
Erschienen: 05.08.2016
Website: [Link]

Ungeachtet des Road-Movie-Appeals und der damit einhergehenden Getriebenheit: Wer in solch jungen Jahren bereits so beständig und ausgeglichen musiziert, der hat wohl wirklich alle Zeit der Welt, seinen Ruhestand auf einer alten Ranch irgendwo in den Maisfeldern des amerikanischen Südens ins Visier zu nehmen.

Gerade einmal zwei Alben im Gepäck, liegt JONAH TOLCHIN wenig daran, viel mehr auf Reisen zu nehmen als ein paar Lumpen, einen Apfel und vielleicht das ein oder andere Instrument. Die Nacht von „Thousand Mile Night“ misst mit 35 Minuten keine Ewigkeit, lässt aber außerhalb des Autos Landschaften im schnellen Wechsel verstreichen. In der Fahrkabine jedoch, da bleibt alles so unberührt wie auf dem Sitz von H.G.Wells' „Zeitmaschine“. Zehn Songs mit sehr unterschiedlicher Instrumentierung, doch selbst das LYNYRD SKYNYRD'sche „Unless You Got Faith“ ändert mittels Kaffeedirektzufuhr nichts daran, dass TOLCHIN jederzeit die Ruhe bewahrt.

Die Werkzeuge, die ihm von YepRoc und Wegbegleiter Bill Scorzari in die Hand gelegt werden, sind betont konservative; Blues, Gospel, Folk und Country vermengen sich nach traditioneller Rezeptur in Verbeugung vor den stolz gegerbten Gesichtern der Großmeister. TOLCHINs Stimme ist trotz der vielen unterschiedlichen Instrumente immer enorm präsent und trotz der vielen Mitstreiter klingt sie so wunderbar isoliert; manchmal zittert sie und zeigt sich suchend nach dem perfekten Ton („Completely“), mal spielt sie uns eine Rolle vor („Hard Time Killing Floor Blues“) und mit „Radio Plays But Nobody Listens“ vom Trucker- und Titelstück gelingt ihr mindestens eine denkwürdige Zeile. Sie vermittelt eben verschiedene Eindrücke von unterschiedlicher Intensität, in etwa so, wie wenn man einem Erzähler in einer von Müdigkeit oder Alkohol benebelten Nacht längere Zeit zuhört.

Alleinstellungsmerkmale erlangt man damit gerade in den von Open-Land-Sehnsüchten überfluteten USA natürlich nicht; man füllt allenfalls einen weiteren Tropfen in einen Ozean. Was nicht daran rütteln soll, dass es sich nicht lohnen würde, gerade in diesen Wagen einzusteigen, wenn wir ihm eben zufällig auf einem einsamen Highway begegnen und er bereit ist, uns einsteigen zu lassen.

FAZIT: TOLCHIN sitzt am Steuer, wir sitzen auf dem Beifahrersitz und er sieht uns nicht: „Thousand Mile Night“ erzählt monologisiert die Gedanken eines Reisenden durch die amerikanischen Weiten. Seelen wie diese gibt es viele, nur wenige jedoch haben noch so einen weiten Weg vor sich. Dabei fährt er beinahe wie einer von den Alten. Sesshaftigkeit steht irgendwann und irgendwo zu erwarten, die Zielflagge ist jedoch noch in weiter Ferne...

Sascha Ganser (Info) (Review 4850x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Beauty In The Ugliest Of Days
  • Thousand Mile Night
  • I Wonder
  • Completely
  • Paint My Love
  • Song About Home
  • Unless You Got Faith
  • Where The Hell Are All Of My Friends
  • Working Man Blues #22
  • Hard Time Killing Floor Blues

Besetzung:

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